Religion & Literatur – Spielarten des Spirituellen in der Gegenwartsliteratur

Spiritualität ist zu einem Schlüsselwort der religiösen Gegenwartskultur geworden. Es steht dafür, dass die Wirklichkeit im Vorhandenen nicht aufgeht – und verweist damit auf alles, was die materialistisch-rationalistisch verengte Sicht  des Lebendigen, die Welt des bloß Funktionalen und Verzweckten sprengt.

In Spiritualität nur ein Modewort zu sehen, würde zu kurz greifen. Auf einer religionssoziologischen Ebene hilft der Begriff, zeitgenössische Veränderungen des religiösen Felds zu benennen. Der Soziologe Hartmut Rosa spricht in diesem  Zusammenhang von Tiefenresonanz. In der späten Moderne sieht er ästhetische Resonanzfähigkeit zunehmend an die Stelle religiöser Resonanzfähigkeit treten; die Grenzen zwischen Religiösem und Nicht-Religiösem lösen sich vor
diesem Horizont nicht selten auf, vielfältige Spielarten des Spirituellen werden greifbar.

Die individuelle Suche nach Spiritualität zeigt sich insbesondere im Raum der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Anhand herausragender  Textbeispiele der Autorinnen und Autoren Hugo Loetscher, Erika Burkart, Marion Poschmann, John von Düffels, Urs Faes, Ruth Schweikert, Peter Stamm und Peter Handke wollen wir an den vier Seminarabenden zeitdiagnostisch  aufschlussreichen Spielarten des Spirituellen gemeinsam auf die Spur kommen.

DO 25.1.2024 – Nachdenken über Gott und die Welt
«Wie alle bin ich ungefragt auf die Welt gekommen»: Zur Einführung schauten wir in Hugo Loetschers Vermächtnisbuch War meine Zeit meine Zeit und warfen einen Blick in späte Gedichte und Aufzeichnungen von Erika Burkart, die notiert: «Gott wächst mit dem Kosmos».

DO 8.2.2024 – Natur- und Ökospiritualität
Fokussiert wird der Japan-Roman Die Kieferninseln von Marion Poschmann und die Suche nach dem Genug in John von Düffels neuem Stundenbuch Das Wenige und das Wesentliche.

DO 29.2.2024 – Schreiben über Krankheit, Sterben und Tod
Behandelt werden Texte von drei Schweizer Prosaautorinnen und -autoren: Urs Faes (Halt auf Verlangen), Ruth Schweikert (Tage wie Hunde) und Peter Stamm (Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt).

DO 14.3.2024 – Peter Handkes Aufmerksamkeitskunst
Den Abschluss bilden poetisch-spirituelle Schlüsselstellen der grossen Wanderungsbücher des Literaturnobelpreisträgers (Mein Jahr in der Niemandsbucht, Der Bildverlust, Die Obstdiebin). Sie belegen: «Die Frucht des Gehens, der Stille  und der Langsamkeit, so sollte ein Buch sein!»

Gastdozent
Christoph Gellner, Dr. theol., Leiter Theologisch-pastorales Bildungsinstitut TBI in Zürich, Erwachsenenbildner, Publizist und Dozent im Bereich Theologie und Literatur; www.christoph-gellner.ch

Leitung
Veronika Bachmann, Leiterin Fachbereich Theologie und Religion, Paulus Akademie

Flyer
240125ff_Flyer_ReligionLiteratur

 

 

Teilen Sie diesen Beitrag auf und